Traccar – OpenSource Tracking

Ein Raspberry-Pi als Traccar-Server

Nach einem Diebstahl möchte ich für mein neues Motorrad einen GPS-Tracker verwenden. Aus diversen Gründen habe ich mich für die Umsetzung mit dem OpenSource-Track-Server „Traccar“ entschieden. Das Für und Wider habe ich für mich in einem vorherigen Blogbeitrag zusammengefasst.
In diesem Beitrag möchte ich nur den Weg zum Ergebnis schildern. Wichtigste Kriterien für mich: Kein Abo, Kosten- und Länderkontrolle durch Nutzung einer selbst gekauften SIM-Karte möglich, zeitgemäße Funkstandards, möglichst umfangreicher Zugriff auf die Technik des Trackers, eine brauchbare Auswertung der aufgezeichneten Daten.

Das System besteht nun aus folgenden Komponenten:

  1. Server – Software – Traccar – https://www.traccar.org
  2. Server – Hardware – Raspberry Pi 4
  3. Tracker – Hardware – Sinotrack TK-915L – https://www.sinotrackgps.com
  4. SIM – Man kann SIMs extra für IoT-Projekte kaufen. Ich wollte schnell testen und habe eine Prepaidkarte vom Aldi (10 EUR Startguthaben) genommen.

Was kann diese Kombination liefern?

  1. Ich kann eine beliebige Anzahl Tracker betreiben und gleichzeitig anzeigen lassen.
  2. Ich kann auch Handys mit der Client-App anzeigen lassen.
  3. Die gesendeten Strecken werden auf dem Server gespeichert. Die kann ich mir über beliebige Zeiträume anzeigen lassen und auch herunterladen.
  4. Ich kann mit sog. GeoFences arbeiten
  5. Traccar bietet umfangreiche Programmierschnittstellen.

Traccar

Ich bin über ein Youtube-Video gestolpert, in dem ein amerikansicher Autofreak das System und die Einrichtung kurz vorgestellt hat. https://www.youtube.com/watch?v=476E1ioFSVg


Der Traccar Server ist ein Opensource Projekt. Es werden Tools für verschiedenste Betriebssysteme angeboten. Die Dokumentation ist brauchbar und es gibt Demo-Zugänge. Bei speziellen Rückfragen findet man in den Foren meist schon eine Antwort.

Das Prinzip

Sämtliche Tracker kommunizieren mit GPS-Protokollen. Davon gibt es Einige. Traccar bildet die Schnittstelle zu diesen Protokollen, liest sie aus und kann sie hübsch auf einer Karte anzeigen und die Daten aufbereiten. https://www.traccar.org/identify-protocol/

Angereichert mit Programmier-Schnittstellen können diese Daten auch weiterverwendet werden (z.B. im Bereich der Homeautomation). Sollte man sich die Sache mit dem eigenen Server nicht zutrauen, ist die Mitnutzung eines administrierten Servers mögich. Das kostet dann aber natürlich wieder eine Gebühr. Abwägungssache. Der amerikanische Kollege hat Zugriff auf eine virtuelle Serverplattform (= Kosten).

In meinem Fall hatte ich noch einen Raspberry Pi 4 in der Grabbelkiste liegen und habe daraus den Server gebastelt. Wie das funktioniert wird in diesem Tutorial Schritt für Schritt erklärt: https://www.instructables.com/Introduction-Turn-a-Raspberry-Pi-Into-a-GPS-Tracki/
Nach kurzer Zeit war das System lauffähig.

Zu Testzwecken habe ich dann mein Handy mittels Traccar Client App zu einem GPS Tracker gemacht und das System ein wenig ausprobiert. Funktionert problemlos (Android).

Wie man den eigenen Server ins Netz bringt, um ihn außerhalb des heimischen Netzwerks erreichbar zu machen, erkläre ich an dieser Stelle nicht, da es einen etwas fortgeschrittenen Eingriff in das heimische Netzwerk mit sich bringt. Da sind natürlich Sicherheitsüberlegungen nötig. Wer das machen möchte, sollte sich mit Portweiterleitungen und Dynamischen DNS-Servern beschäftigen. Wie gesagt: Traccar wird gerne für die Hausautomation verwendet (iobroker, Homeassistent), was bei der Suche nach Anwendungsbeispielen und Hinweisen hilfreich sein kann.

Der Tracker

Sinotrack TK-915L, Größe einer kompakten Computermaus, 10.000mAh Akku, USB C, SIM-Slot

Ein Handytracker ist ein wenig unpraktisch, wenn es um die Fahrzeugortung geht. Ich habe mich kurzerhand für den Tracker TK-915L der Firma Sinotrack entschieden. Der läuft mit einem großen Akku und muss nicht zwingend fest verbaut werden. Einfach bei der Amazone bestellt. Läuft ziemlich ausdauernd ohne Anbindung an eine Stromversorgung.
Meinem Gerät lag ein gedrucktes Manual bei. Ansonsten sind die Suchmaschinen dein Freund. Das sieht dann z.B. so aus: https://content.gps-trace.com/assets/a1e5b42f-ecf0-4752-8414-d8573dac7f8e
In meinem Fall waren die Befehle im Detail etwas abweichend. Aber dazu gibt es halt Manuals.

Grundsätzliches Vorgehen:

  1. SIM-Karte einlegen (richtig herum). Die Rufnummer benötigt man zur Kommnikation mit dem Gerät via SMS. Man schickt also einen Befehl als SMS und bekommt als Antwort entweder „OK“ oder umfangreichere Infos.

  2. Mit der SMS „RCONF“ bekommt man z.B. als Antwort sämtliche Einstellungen des Geräts geliefert. Bild unten.

  3. Den richtigen Port für das zugehörige GPS Protokoll herausfinden.
    Laut Device-Liste von Traccar für mein Gerät: „watch“-Protokoll, Port 5093.
    Problem: Der Port funktionierte leider nicht.
    Das Problem ist aber bekannt. Es kursieren zu viele Nachbauten (quasi China-China-Kopien). Aber die Suche im Netz zeigte ein paar brauchbare Alternativen. Port 5013 war es dann.
    Bild unten.

  4. Die voreingestellte Serveradresse des Trackers auf „deinen“ Sever umprogrammieren.
    Mein Gerät kann mit Zeichenketten umgehen. Man muss also nicht mit IP-Adressen hantieren.
    Befehl: „804 **** meinServer.org 5013“

  5. Fertig.
Rechts: Statusabfrage per SMS „RCONF“
Links: Weckruf per SMS „660****“. Dann gibt es direkt einen Googlemaps-Link.

Der Tracker sendet nun entsprechend seines Betriebsmodus GPS-Koordinaten an den Server (Detailfragen dazu: Lies die Anleitung und probiere aus).
Ich habe das Gerät so eingestellt, dass es nur etwas sendet, wenn es sich auch bewegt. Dann aber im 30 Sekundentakt.

Zum Datenverbrauch: Geld haben die anfänglichen Konfigurations-SMS gekostet. Beim Discounter aktuell 11ct pro SMS. Aber wir reden da in Summe über 3-4 EURO, bis man alles eingestellt und ausprobiert hat.
Ich habe das Gerät anschließend eine Woche zum Testen durch die Gegend geschleppt. In der Summe ca. 200km. Bin immer noch nicht bei 1 MB Datenverbrauch. Bedeutet hochgerechnet vielleicht 1,25-1,50 Euro auf 1.000km… Bei einer selbstkonfigurierten SIM-Karte kann ich das benötigte Datenvolumen jederzeit kurzfristig anpassen.

Traccar

Wie bekomme ich nun meinen Tracker zu sehen? Gleiches Spiel wie beim Probelauf mit dem Handy:

  1. Benutzeraccount einrichten (selbsterklärend, vermutlich schon erledigt)

  2. „+“ drücken. (Man kann beliebig viele Devices integrieren. Praktisch)

  3. Dem neuen Gerät einen beliebigen Namen geben.

  4. Die Kennung ist die ID aus dem SMS-Befehl „RCONF“.

  5. Fertig.
Bild eines Routentrackings
Beispiel: Screenshot aus der Traccar-Oberfläche