GPS-Tracker – Sinn oder Unsinn?

Bild eines Routentrackings
Ausschnitt aus der Trackingsoftware TRACCAR

Nach dem Diebstahl meiner CRF1000 und der damit verbundenen Aufregung ging im Bekanntenkreis die Diskussion über GPS-Tracker los: „Hast du keinen? Warum hast du daran nicht gedacht? Einfach einen AirTag irgendwo platzieren! Dann kannst du den Dieben hinterher! Die Polizei kann eine Grossfahndung auslösen!…“ Es gab aber auch ein paar Kollegen, die Tracker eher als unnötig erachteten.

Das Für- und Wider:

  1. Was bringt dir so ein Tracker überhaupt?
    Blöde Frage! Ich kann mein Motorrad online verfolgen! – Schon klar. Und jetzt? Ab ins Auto und per Selbstjustiz ein paar Kriminelle stellen? Und glaubst Du, dass die Diebe doof sind? Tracker sind inzwischen bekannt. GPS-Jammer und Ortungsgeräte für GPSTags sind für wenig Geld im online-Handel zu bekommen. Die machen sich auch nicht die Mühe die Verkleidung abzuschrauben um das clever versteckte Objekt zu suchen – die reissen die Verkleidung im Zweifel einfach ab.
    Will man sich mit solchen Leuten anlegen?
    Spricht eher gegen einen Tracker.

  2. Aber: Als ich den Notruf nach dem Diebstahl gewählt habe, wurde sich sofort nach einem Tracker erkundigt. Ist der Diebstahl also gerade erst erfolgt, besteht die Chance, dass die Polizei im Sinne einer Fahndung aktiv wird.
    Spricht für einen Tracker.

  3. Fernreise-Profis wie Erik Peters oder Itchy Boots hat man im Vereinigten Königreich das Motorrad entwendet. Sie haben die Maschinen auf Grund des Trackings finden können. So konnten ihre Reisen, trotz eines nicht unerheblichen Schadens, fortgesetzt werden.
    Spricht für einen Tracker.

  4. Nach einem Diebstahl ist man evtl. ein wenig traumatisiert. Paranoid. Mal eben schauen, ob das Motorrad noch an der richtigen Stelle steht: Beruhigend.
    Spricht für einen Tracker.

  5. Ein Tracker zeichnet permanent den gefahren Weg auf. Das kann man für Reisenachbereitungen nutzen. Ganz praktisch.
    Spricht für einen Tracker.

Fazit für mich:
Ein Motorrad, das nicht gestohlen werden soll, muss so stark physisch gesichert werden, dass Diebe einfach keine Lust auf die Arbeit haben. Ein Diebstahl muss lästig sein. Das bedeutet vor allem: Ein Kettenschloss von hoher Güte, das auch eine Traktierung mit einem portablen Winkelschleifer (Flex) eine angemessene Zeit aushält. Am besten in Kombination mit einem Bremmsscheibenschloss mit zusätzlicher Alarmfunktion und / oder eine Alarmanlage.
Mit diesem Schloss muss man das Motorrad aber dann auch möglichst clever an einem unzerstörbaren / schweren Objekt anketten. Ohne Anketten wird das tolle Schloss sonst im Keller der Diebe in Ruhe zersägt.
Ich habe mir sowas gekauft. Allerdings wiegt die Sicherheit stattliche 7 kg. Muss man auch wieder abwägen: Auf der einen Seite wird darüber philosophiert wie man das Motorradgewicht reduzieren kann um die Fahrleistung zu verbessern und dann haut man sich so eine Ankerkette ins Gepäck.

Also – ein Tracker ist interessant. Was kaufen?

  1. AirTag
    Inzwischen ein Klassiker. Klein. Preiswert. Nutzt Bluetoothgeräte in der Umgebung.
    Vorteil: Klein. Einfach. Überschaubare Kosten. Richtig treffsicher im urbanen Raum.
    Nachteil: Die Tracker können einfach geortet werden. Darum auf jeden Fall den eingebauten Lautsprecher / Summer stillegen. Diebe kennen die naheliegenden Verstecke. Android-User sind etwas im Nacheil. Gibt aber ähnliche Geräte. Im abgelegenen ländlichen Raum könnte der Empfang von Koordinaten schwierig sein.

  2. Fest verbaute GPS-Tracker zur Fahrzeugortung
    Die Geräte werden schon lange zur Fuhrparkkontrolle verwendet.
    Egal wie es technisch im Datail gelöst ist: Man nutzt das Handynetz in Kombination mit einem GPS Empfänger. Die SIM-Karte ist oft fest verbaut.

    Günstige Geräte fallen mit eingeschränkten Funkprotokollen auf (z.B. nur G2, kein LTE, usw.). Man muss beachten, dass in Europa einige ältere Funkstandards auslaufen.

    Außerdem sind einige Tracker nur auf die „Kern-EU-Staaten“ ausgelegt. Das kann für Fernreisende von Bedeutung sein (Ist die Schweiz abgedeckt? Großbritannien? Afrika?…).

    Ein Blick in die diversen online-Shops bringt dann ein üppiges Angebot zum Vorschein.
    Abgesehen von den oben genannten technischen Details sind wichtigste Unterscheidungskriterien:

    • Mit Abo
      Günstige Geräte (Größenordnung 50 EUR, 10/2025) mit großem Funktionsumfang sind sehr oft mit einem Abo zur Nutzung der zugehörigen produktspezifischen Ortungs-Online-Plattform verbunden. Da bezahlt man dann 5-10 Euro pro Monat (oder auch mehr) zusätzlich zum Kaufpreis. Ein Abo eben. Die namhaften Hersteller wirken allesamt gut in der Performance. Man muss individuell Kosten und Nutzen über den Nutzungszeitraum abwägen.
      Vorteil ist ganz klar: Die Systeme laufen meist sehr komfortabel, datensicher und es gibt Support.

    • Ohne Abo
      Geräte ohne Abo kosten in der Regel deutlich mehr. Unbedingt nachlesen, ob sich nicht doch irgendwo ein Abo versteckt. Seriös wirkende Produkte liegen dann in der Größenordnung ab 150 EUR. Das muss man dann mit Abo-Angeboten vergleichen.

    • Ohne Abo mit eigener Sim
      In diesem Fall muss sich der Käufer selbst um die SIM Karte kümmern. Kann Sinn machen (z.B. besondere Länderabdeckung). Evtl. kostet dann die Nutzung des Portals trotzdem Abogebühren. Unbedingt die Details prüfen.

    • Kein Abo, eigene Sim, eigene Weboberfläche
      Kurz: Du machst alles selbst. Du betreibst oder beteiligst dich an einem opensource Ortungsportal, du konfigurierst den Tracker (den du direkt beim Hersteller kaufst) komplett selbst und besorgst dir selbst eine SIM-Karte deiner Wahl.
      Ist für technisch Interessierte eine spannende Lösung. Technische Features und Kosten voll unter Kontrolle. Aber eben nicht Plug-and-Play.
      Bin ein Bastelheini – und habe mich genau für diese Variante entschieden. Details im separatem Beitrag.

  3. Was bedeutet für mich „Unseriöse Anbieter„?
    • Zum einen sind das für mich undurchsichtige Angebote, bei denen also nicht sofort ersichtlich ist, ob ein Abo abgeschlossen werden muss oder nicht. Teilweise wirklich albern.

    • Darüber hinaus ist zu bedenken, dass die ganzen Geräte in Fernost hergestellt werden. Die Webseiten zur Adminsitration der GPS-Daten (App / Webseite) liegen dann ebenfalls oft in Asien. Oder den USA. Wenn es einem Nutzer egal ist, dass die eigenen (meist detailreichen) Standortdaten dort verarbeitet und evtl. irgendwie / kommerziell genutzt werden – dann ist das vielleicht eine kostengünstige Option. Aus Bewegungsprofilen in Kombinaton mit zugehörigen Geschwindigkeitsangaben und regelmäßig angefahren Orten lassen sich durchaus spannende Daten herausfiltern. Noch ein Problem könnte entstehen, wenn auf Grund internationaler Streitigkeiten Serverzugänge eingeschränkt werden
      Für mich wäre das in dieser Form auf jeden Fall nicht interessant (wobei ich ebenfalls ein „China-Gerät“ nutze).