Bei meinen Frühjahrs-Kurventraining-Ausfahrten in der Eifel hatte ich den Eindruck, dass irgendwas mit der Vordergabel nicht stimmte. Bin kein alter Hase, der die Probleme direkt benennen kann. Irgendwie ein komisch unsichers Gefühl insbesondere bei Kurven.
Vielleicht die Federgabel? Also Motorrad aufgebockt und – rastet etwa der Lenker ein?! Großes Staunen. Wirklich ein deutlich fühlbarer Rastpunkt in Mittelstellung (das spürt man bei aufstehendem Vorderrad nicht -> siehe Film).
Kurz nachgelesen: Das darf nicht! Kritischer Fehler! Reparieren!
Dann die nächste Frage: Selber machen – Ja oder Nein? Werkstattbuch studiert. Foren gelesen. (https://www.transalp.de/forum/beitraege//lenkkopflager_tauschen_bericht) Technisch versierte Transalp-Kollegen gefragt. Ergebnis: Spannend… Aber ich mache es selbst! Ich werde die umfangreiche Demontage gleichzeitig zum Check der Gabelfederung nutzen, die Tauchrohre aufhübschen (Steinschläge / Lackieren) und den Lenker neu lackieren.
Was ist an dieser Aufgabe so spannend? Eigentlich muss man doch nur alles auseinander- und nachher wieder zusammenbauen? Eigentlich stimmt das. Aber: Für den Wechsel des Lagers muss man Lager und Lagerschalen entfernen. Und das bedeutet im schlimmsten Fall harten Einsatz (mit Dremel und Meißel / Hammer) im Bereich des Rahmens und der Lenkachse. Wenn da etwas schief geht… uiuiui.
Demontage
Im Vorfeld habe ich mir genau angeschaut, welche besonderen Schraubenschlüssel und Werkzeuge benötigt werden:
- Einen netten Stammtisch für Rückfragen!
- Ein Werkstattbuch 🙂
- Ein Drehmomentschlüssel
- 30er Nuss für die obere Lagerschraube (hatte ich nicht im Werkzeugkasten)
- Ausreichend langer Stößel (ein Rundstab) zum Heraustreiben der Lagerschalen. Musste ich erst suchen und passend machen.
- Ein hilfreiches Werkzeug wäre ein Rundrohr (ca. 40cm Länge) gewesen. Durchmesser entsprechend neuer Lagerschale. Hatte ich nicht (wurde später beim Platzieren der Neuen ein kritischer Punkt).
- Auch ein Hakenschlüssel für die LKL-Einstellmutter wäre hilfreich – geht aber auch mit einer Zange.
- Ein Dremel mit Trennscheibe! Zwingend. Man bekommt die Lagerschalen sonst nicht runter!
- Decken / Lappen um die Lackierung hier und da abzudecken und zu schützen.
- Neue Lager + Lagerfett: Alte Lager Kugeln, Neue Lager Kegelrollen! Gekauft bei Loui* für 40 EUR.
Nach guten 2 Stunden war die Demontage erledigt und alle Lager freigelegt.
Lagerwechsel
Die Lagerschalen werden mit dem Stößel / Rundstab mit Gefühl aus dem Rahmen geklopft. Man muss halt ein wenig aufpassen, dass man nicht zur rabiat vorgeht. Das ging erstaunlich einfach, hatte ich mir schwieriger vorgestellt. Es war allerdings auch kein Rost vorhanden.
Die Lagerschale von der Achse herunterzubekommen war dagegen „Mission Critical“. Auch bei der späteren Montage wird man feststellen, dass diese Schalen extrem fest auf der Achse sitzen. Die rutschen nicht auf ihren Platz. Die muss man dort mit viel Gefühl hinhämmern.
Zusammenschrauben ist Fleissarbeit und man ist in der Summe ca. 4-5 Std. älter geworden! Diese Zeit gilt aber nur, wenn man nicht noch zusätzlich die Gabel checkt und alle möglichen Dinge neu lackiert…
Fahren mit neuem Lager
Tag und Nacht! Genauer: Von der Nacht in den Tag! Das Motorrad fährt völlig anders – besser! Eine Spurtreue ist nun vorhanden. Kein Gefühl der Unsicherheit bei zügigen Kurven. Kein schwammiges Gefühl, wenn man das Motorrad über Kanten schiebt oder langsam auf einem Parkplatz rangiert. Leichter Lenkereinschlag jederzeit möglich.
Ich bin eine Teststrecke in der Eifel gefahren. Viele Kurven, auch mal eine Stückchen schnelle Landstraße. Unfassbar deutliche Verbesserung. Das bedeutet: Das Lager war schon seit geraumer Zeit defekt.
Für mich ist klar: Ab sofort lasse ich regelmäßig mal einen Bekannten mit dem Motorrad fahren. Am besten jemand, der Qualität gewöhnt ist. Einem Fremdfahrer wäre so ein verschlissenes LKL bestimmt schneller aufgefallen!